Das Mysterium: Der His´sche Winkel (NEU)
- Praxis Löhde
- 31. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Der Internist Wilhelm His 1863-1934 wurde als eines von 6 Kindern des angesehenen Anatom und Physiologen gleichen Namens Wilhelm His geboren. Etliche noch heute bedeutsame Entdeckungen insbesondere zum Reizleitungssystem des Herzens wurden nach ihm benannt.
Aber er widmete sich auch der Frage des Refluxes. Ihm fiel ihm auf, dass der Magen, von vorne gesehen und bei intaktem Zwerchfell, immer in einem spitzen Winkel zur Speiseröhre steht.Ursache ist, das die Speiseröhre etwas mehr seitlich in den Magen mündet und nicht einfach ganz oben in die Spitze. Dieser dadurch entstehende, individuell sehr unterschiedliche Winkel liegt etwa zwischen 30-70 Grad. Der Professor nannte ihn den „His´schen Winkel“.



In der Folge beobachtete er bei Obduktionen, dass bei Reflux-Patienten der Magen hochgerutscht war und sich damit der His´sche Winkel verändert hatte: Je höher der Magen glitt, desto abgeflachter war der Winkel.
Sollte vielleicht dieser Winkel für die Refluxkontrolle von Bedeutung sein? Also war die Abflachung vielleicht nicht nur unbedeutende Folge der Organverschiebung sondern beeinflusste tatsächlich auch die Refluxkontrolle?
Denn damals wie heute fanden mirkroskopische Untersuchungen an Speiseröhre und Magen keinerlei Zeichen einer Erkrankung oder Muskelschwäche und auch nicht den viel beschworenen Muskelsphinkter. Die Organe waren gesund aber eben verrutscht. Die einzige anatomisch fassbare Veränderung blieb der veränderte His´sche Winkel.
Das wusste keiner. Aber um so heftiger wurde diskutiert und gestritten, wie immer, wenn keiner etwas wirklich weiß. Alsbald wurden die ersten Operationen mit Korrektur des His´schen Winkels durchgeführt. Die Ergebnisse waren ernüchternd: die Patienten hatten nach der Operation ebenso starken Reflux wie zuvor.
Dann hoben Allison et al. in Ihren Forschungen einen entscheidenden Punkt hervor: Die Bedeutung des Zwerchfells! Allison beschrieb, die Zwerchfellschenkel als stabile Pfeiler, die für die Ordnung der Organe wichtig sind. Bricht das Zwerchfell, geht dieser wichtige Halteanker verloren und die Organe verschieben sich.
Die fundamentale Erkenntnis können wir heute durch unseren eigenen Forschungen bestätigen. Wie dicht waren die Kollegen damals der Wahrheit nähergekommen und hätten fast der Medizin den Irrweg über die Speiseröhrenumwicklung und Fundoplikatio erspart! Aber es gab noch kein Cardio-MRT. So konnten sie das ineinander greifende Zusammenspiel von schlagendem Herzen, Zwerchfell und Speiseröhre damals noch nicht erkennen.
Heute wissen wir, der His´sche Winkel hat, wie damals herausgefunden, tatsächlich nichts mit der natürlichen Refluxkontrolle zu tun. Er zeigt uns nur an, dass die Organe in ihrer Lage verrutscht sind. Mehr nicht.
Daher gilt es, gerade diese Anordnung und Zusammenarbeit der Organe 3-dimensional in den unterschiedlichen Ebenen zu erfassen und zu korrigieren. Werden die Organe wieder anatomisch in Ihre Lage zurückgeführt, kehrt ihre Funktion zurück. Auch der His´sche Winkel ist wieder regelhaft, weil nun alles dort liegt, wo es hingehört.
Ihr
PD Dr.med. Eckhard Löhde