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Was hat der Hiss´sche Winkel mit Reflux zu tun?

Aktualisiert: 19. Jan. 2022


Der Internist Wilhelm Hiss 1863-1934 wurde als eines von 6 Kindern des angesehenen Anatom und Physiologen gleichen Namens Wilhelm Hiss geboren. Etliche noch heute bedeutsame Entdeckungen insbesondere zum Reizleitungssystem des Herzens wurden nach ihm benannt.

Nebenbei fiel ihm auf, dass sich, von vorne gesehen, der Magen immer in einem spitzen Winkel zur Speiseröhre ausdehnt. Diesen allerdings sehr variablen Winkel nannte er natürlich den „Hiss´schen Winkel“.




In der Folge beobachteten die Mediziner, dass sich dieser Winkel bei einem Zwerchfellbruch infolge der Organschiebung, verändert. Je höher der Magen rutscht desto abgeflachter wird der Winkel.


Viele dieser Patienten litten auch schon damals unter Refluxproblemen, ohne dass man sich die eigentliche Ursache erklären hätte können. Denn auch damals fanden sich an Speiseröhre und am Magen keinerlei Zeichen einer Muskelschwäche oder anderen krankhaften Veränderungen. Sie waren gesund aber eben verrutscht.

Die einzige anatomisch fassbare Veränderung, die man erkannte, war eben dieser veränderte Hiss´sche Winkel: beim Gesunden ist der Winkel spitz. Verrutscht der Magen wie bei den Refluxpatienten, dann ist er abgeflacht. So kam 19. Jahrhundert die Idee auf: Könnte vielleicht dieser Hiss´sche Winkel für die Refluxkontrolle von Bedeutung sein?


Alle Forschungsergebnisse in den späteren Jahren konnten diese verlockende aber zu einfache Schlussfolgerung aus dem vorletzten Jahrhundert nicht bestätigen.

Allison et al. korrigierten schon damals diese Hypothese und hoben in Ihren Forschungen bereits einen entscheidenden Punkt hervor: das Zwerchfell !

Allison beschrieb, dass das der stabile und gesund Zwerchfellschenkel auf der linken Seite einen stabilen Pfeiler bildet, der die Ordnung erhält. Bricht aber das Zwerchfell, geht dieser wichtige Halteanker verloren. Der Magen gleitet nach oben in den Brustkorb. Die Folge: Der Hiss´sche Winkel flacht sich ab.

Heute wissen wir, der Hiss´schen Winkel hat tatsächlich nichts mit der natürlichen Refluxkontrolle zu tun. Selbst bei Patienten, bei denen der gesamte Fundus chirurgisch abgetrennt werden musste und es überhaupt keinen Hiss´sche Winkel mehr gibt, leiden nicht an Reflux.


Entscheidend ist vielmehr die 3-dimensionale Anordnung der Organe im Körper, dem Räderwerk in der Uhr gleichend. Diese Erkenntnis bedeutet: Werden die Organe wieder anatomisch regelhaft in Ihre Lage zurückgeführt, dann sind immer(!) alle Organwinkel und u.a. auch der Hiss´sche Winkel regelhaft eingestellt -ohne jede Naht.


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